Eingestellt am 04.09.2008 von Helge Tefs (DG0NF)
Wie jedes Jahr haben wir das International Lighthouse and Lightship Weekend vom 16.-17.08.2008 als Anlaß genommen, den Leuchtturm auf der Greifswalder Oie zu aktivieren.
Dieses Jahr bestand die Mannschaft aus Hartmut (DL4NWD), Werner (SWL), Frank (DG2NUE), Frank (DL7FBG), Peter (DM5DX), Manfred (DJ8PW) und Helge (DG0NF). Insgesamt waren vier Stationen für Kurzwelle geplant, wovon eine zusätzlich auch 2m SSB machen konnte. Für die Kurzwellenbänder hatten wir uns Bandfilter besorgt, damit wir uns nicht, wie in den Vorjahren, gegenseitig stören würden.
Am 15.08. gegen 10.00 Uhr fuhren wir mit dem Seeadler (Apollo Reederei) von Peenemünde aus auf die Greifswalder Oie. Schon im Vorfeld war organisiert worden, daß ein Multikar dort auf uns wartete, mit dem wir die ganze Ausrüstung vom Hafen zum Turm schaffen konnten.
Am Turm angekommen, wurde erstmal entladen und alles im Wärterhaus verstaut, denn zunächst mal mussten die Touristen, die mit uns auf dem Schiff waren, den Turm besichtigen. Wir wollten mit unseren Aufbauarbeiten dabei nicht stören und wollten auch nicht gestört werden. Also hieß es erst einmal Abwarten und Kaffeetrinken…
Dann ging es los. Zuerst wurde die Loop für Peters Station aufgehängt, dann der vertikale Dipol für Hartmut. Zuletzt war die FD-4 für Manfred dran. Als die Drahtantennen alle hingen, schleppten wir meine (Helge – DG0NF) schwere Funk-Kiste und das rstliche Antennenmaterial den Turm hoch und machten wir uns daran, die Antennen für meine „Turmstation“ aufzubauen. Dazu mußte Frank (DG2NUE) in luftigen Höhen akrobatische Einsätze abliefen, die den Zuschauern den Atem stocken ließen 😉 Nein, im Ernst, ich habe ja etwas Höhenangst und hätte bei so einer Aktion wahrscheinlich schon vorher die Hosen voll gehabt. Mir hat es gereicht, auf der unteren Ebene den Fußpunkt des als Vertikalstrahlers verkabelten 10m Glasfibermastes zu befestigen. Selbst den Mantelwellenfilter durfte dann Frank (DL7FBG) anbauen, weil ich den vorher vergessen hatte. Beim Aufbauen der 9-Element Tonna Yagi für 2m SSB schaute ich nur vom sicheren Lampenhaus aus zu…
Nachdem alles verkabelt war, brachte mir jemand die Filter für 10m und 15m. Also Filter eingebaut und losgefunkt… Oder auch nicht: auf 10m waren trotz Bandfilter noch Störungen durch die anderen Stationen auf den unteren Bändern zu hören. Auf beiden Bändern waren aber auch zusätzlich noch andere Störungen, vermutlich durch die umgebende Technik, zu hören. Enttäuschung machte sich breit. Sollte ich etwa nur auf 2m SSB arbeiten können? Wie langweilig, ist doch auf Kurzwelle viel mehr zu erreichen. Naja, erstmal gab es Abendbrot und damit die nächste Überraschung.
Zum Abendbrot gab es in Folie gebackenen Hering. Nun muss man wissen, daß ich Fisch lieber im Wasser, als auf meinem Teller sehen. Aber was soll ich sagen: es hat hervorragend geschmeckt. Ein Lob auf Werner und seine Frau, die für Vorbereitung und Endprodukt verantwortlich waren!
Peter hatte zu der Zeit schon ca. 100 QSOs im Log stehen. Und das am ersten Abend. An das Ergebnis würden wir wohl in der ganzen Zeit nicht rankomen. Nach dem Abendbrot wollte Hartmut versuchen, auf 80m mit Hajo (DL1NZA) Verbindung aufzunehmen, der zu der Zeit gerade irgendwo nördlich des Polarkreises im Urlaub weilte. Leider hat das nicht ganz geklappt, also hat er auf 80m weiter normalen Betrieb gemacht.
Ich latschte noch einmal den Turm hoch, brüllte 10min auf 2m CQ und als keiner antwortete, war der Drang aufs Funken für diesen Abend erledigt und bei netten Gesprächen ließ man den Abend im Gemeinschaftsraum ausklingen.
Am 16. waren komischerweise alle schon sehr früh auf dem Beinen. Ich grapschte mir schon vor dem Frühstück das 20m-Filter und kletterte auf den Turm. Filter zwischen TRX und Tuner gebaut, etwas übers Band gedreht – keine Störungen, dafür eine laute italienische Station und eine etwas leisere holländische Station. Also Abstimmtaste am Tuner gedrückt – aber was war das? Kein ordentliches SWR zu bekommen! Ich hatte die Antenne doch am Vortag gleich nach dem Aufbauen einmal auf allen Bändern abgestimmt und da funktionierte das doch. Verdammt. Nochmal alle Signalwege geprüft, bis zum Tuner sah das perfekt aus. Aber danach grinste mich höhnisch eine leere Antennenbuchse an: Ich hatte am Vorabend nach dem Funken zur Sicherheit die Antennen alle abgezogen und jetzt einfach vergessen, sie wieder anzubauen. Also, Antenne dran und schon klappte das mit dem Abstimmen und es waren auch mehr Stationen zu hören. Die Störungen blieben aber zum Glück trotzdem aus.
Schnell noch 5 QSOs gemacht, dann wurde ich zum Frühstück gerufen. Filter blieb auf dem Turm, was mir gleich etwas Mißmut einbrachte, denn Hartmut wollte nach dem Frühstück einen weiteren Versuch mit Hajo auf 20m machen. Dann mußte das eben ohne Filter gehen. Wir saßen ja eh alle am Tisch.
Leider war auch diesmal nichts von Hajo zu hören. Ich probierte es nach dem Frühstück auch auf der besagten Frequenz, aber nichts. Dafür ein paar nette QSOs mit anderen Stationen. Irgendwann gab es dann auch wieder Mittag.
Nach dem Mittag wurde erst einmal geruht. Als die Touris auftauchten, stieg auch ich auf den Turm, um mal zu schauen, ob auf 20m etwas zu erreichen war. Nach nur einem QSO war aber keine weitere Verbindung mehr zu bekommen. Also hiess es, Pause machen. Nach dem Kaffee war ich das Filter los und probierte es halt auf 2m SSB. Erstaunlicherweise funktionierte die 9-Element Tonna auf dem Geländer sehr gut und so waren QSOs bis nach Berlin möglich. Aber sonderlich groß war der Andrang nicht, also verlor ich nach ein paar QSOs und anschließenden 30min unbeantwortetem CQ-rufen die Lust und lies die Funkerei für diesen Tag bleiben und schaute, was die anderen so machen.
Am 17. früh stürmte es wie verrückt. Kein schönes Wetter für die Rückfahrt. Irgendwie war mir auch erstmal nicht Nach Funken und so ging ich erst nach dem Frühstück auf den Turm und hatte mir fest vorgenommen, ausschließlich auf 2m QRV zu sein. Schließlich mussten wir ja um 10.00 Uhr anfangen mit Abbauen und da wollte ich das Log noch etwas erweitern. Da mir der Vorabend gezeigt hat, daß auf 2m doch etwas zu erreichen ist, war ich guter Dinge. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ich habe zwar auch erstmal wieder eine Weile CQ gebrüllt, aber dann ging das Gewimmel los. Ich erreichte Stationen aus dem Erzgebirge und Dresden, was ja nun wirklich nicht gleich um die Ecke liegt.
Nachdem ich das unvermeidliche Ende schon 20min herausgezögert hatte, kamen von unten die ersten Rufe, daß ich doch mal die KW-Antennen runterlassen soll. Obwohl der Wind gegenüber früh schon etwas nachgelassen hatte, war es auf dem Turm immer noch furchtbar windig und ich habe ja bekanntlich Höhenangst. Mit schlotternden Knien kroch ich auf dem Turm rum und band die ersten Antennen ab und ließ sie runter. Dann kamen auch Frank (DG2NUE) und Frank (DL7FBG) hoch und halfen mir. Ersterer kroch dann auch auf die obere Ebene der Balustrade, schraubte die Tonna wieder ab und löste die Abspannung meiner Kurzwellen-Vertikal.
Abgebaut war schnell, zusammengepackt auch und dann wurde sauber gemacht. Alles sollte wieder blitzen, schließlich wollen wir ja im nächsten Jahr wieder auf die Oie und da wollten wir es uns mit dem WSA nicht verscherzen.
Nach dem Mittag, als alles wieder sauber war, wurde der Multikar beladen, noch ein Abschlussfoto geschossen und dann fuhren wir zum Hafen.
Nach dem Beladen des Seeadlers wurde noch ein kurzes Päuschen eingelegt, bevor es dann auf große Fahrt zurück nach Peenemünde ging. Wir verabschiedeten uns alle von Wolfgang Göttel, der auf der Greifswalder Oie die Station des Vereins Jordsand betreute und der für uns in den vielen Jahren, die wir die Greifswalder Oie schon zum Funken besuchen, immer ein freundlicher Ansprechpartner war. In den Jahren gab es oft Gelegenheit zu gegenseitiger Hilfe. Leider geht Wolfgang deieses Jahr im Oktober in seine wohlverdiente Rente. Wir wünschen ihm auf jeden Fall Alles Gute für die Zukunft. Hoffentlich finden wir in seinem Nachfolger auch wieder so einen guten Partner.
Auf der Rückfahrt wurde das Wochenende noch einmal durchgesprochen und auch der Einsatz der Bandfilter bewertet, der es uns dieses Jahr ermöglichte, mit wenigen Störungen auf so vielen Bändern gleichzeitig aktiv zu sein. Im nächsten jahr werden wir wahrscheinlich wieder mehr Stationen aufbauen und dann werden wahrscheinlich auch das 10m und das 15m Filter zum Einsatz kommen.
Im Abschluß möchten wir uns an dieser Stelle auch beim Wasser- und Schiffahrtsamt dafür bedanken, daß wir den Leuchtturm und das anliegende Gebäude für unsere Aktivitäten nutzen durften (und das in Zukunft hoffentlich auch weiterhin dürfen). Ausserdem bei der Apollo-Reedere und der Besatzung des Seeadler, die uns immer wieder heil auf die Insel und wieder zurück gebracht und auch unsere ganze Ausrüstung und Gepäck toleriert haben.
Daten Leuchtturm:
Inbetriebnahme: 1. Oktober 1855
Höhe des Bauwerkes: 38,6m
Feuerhöhe über Mittelwasser: 48,5m
Tragweite: 26sm
Farbe: weiß
Kennung: Blitz, Wiederkehr 3.8s
Bauwerk: achteckiger Turm auf viereckigem Unterbau, Mauerwerk aus rotem Backstein ohne Kalkputz, schwarze Laterne, sechs Vogelschutzlampen, zwei Galerien, graues Kuppeldach
CQ14 – ITU 28 – Loc: JO64XF – IOTA EU057 – DID O012
ARLHS FED-006 – DLTD/GLHA-23 – ILLW DE0009 – WLOTA WLH-0114